Mehr Aufmerksamkeit für Barrierefreiheit in der Stadt notwendig

Veröffentlicht am 13.09.2022 in Fraktion
 

2022-09 Rundgang BarrierefreiheitDirk Furtwängler und Anita Eckelt mit Mitgliedern der SPD-Gemeinderatsfraktion

Dirk Furtwängler, Vorsitzender des Lörracher Behindertenbeirates und Anita Eckelt vom Verein PRO Retina Deutschland, zeigten auf Einladung der SPD-Gemeinderatsfraktion bei einem Spaziergang durch die Innenstadt, den Handlungsbedarf in Sachen Barrierefreiheit für Menschen, die nicht oder nur eingeschränkt sehen können, auf.

Viele Verbesserungen konnte der Behindertenbeirat anstoßen berichtete Dirk Furtwängler. So der weiße Leitstreifen und ein Fußgängerstreifen mit glattem Belag vor dem „Lö“. Auch gibt es jetzt eine auf den Bahnhofsvorplatz führende Rampe. Allerdings fehle eine Kontrastlinie vom Bahnhofsgebäude zur Innenstadt. Die Treppenstufen zum Bahnhofsvorplatz sind schlecht zu erkennen. Treppenstufenmarkierungen fehlen auch an anderen Stellen, wie etwa am Meeraner Platz oder am Alten Markt beim Rewe. Weiße Kontrastmarkierungen helfen Menschen mit Sehstörungen sehr viel, Stufen und Wege überhaupt zu erkennen, erläuterte Anita Eckelt den SPD-Stadträten Hubert Bernnat, Horst Simon und Christa Rufer. Sie seien mit geringen Kosten und Zeitaufwand zu realisieren.

Neben den versenkbaren Pollern gibt es in der Stadt auch Poller in grauen Farben. Bei Dämmerung und nachts sind diese fast nicht zu erkennen. Auch die grauen Sitzklötze beim Hebelpark heben sich nur sehr schlecht vom Bodenbelag ab und werden so zu Stolperfallen für Menschen mit Seheinschränkungen. Auch hier könnte mit einem Kontraststreifen Abhilfe geschaffen werden.

Schwierig zu überwinden ist ein grobes Kopfsteinpflaster für Rollstuhlfahrende, für Menschen mit Rollatoren, Blinde mit Langstock und Senioren. Sie bleiben an den Unebenheiten hängen. Anschauliches Beispiel ist der Rathausplatz. Am Gebäude des „Lö“ endet der Streifen mit glatten Platten. Das Kopfsteinpflaster Richtung Rathaus/Busbahnhof wird dann zum Hindernis. In Freiburg und Basel wurde an solchen Stellen ein Streifen des Pflasters abschliffen und so gut begehbar- und rollbar gemacht, berichtete Christa Rufer und regte an, dies auch hier so zu machen. Gut gemeint war es eine Rampe zum Rathauseingang zu errichten. Diese ist jedoch so steil geraten, dass sie kaum benutzt wird. Der Zugang zum Rathaus sollte bei einer Sanierung insgesamt barrierefrei umgestaltet werden.

Im Selbsttest mit Brillen, welche Blindheit oder Sehstörungen simulieren, wurden von den SPD-Stadträten Ampelanlagen getestet. Abgesehen davon, dass oft keine Rillenmarkierung direkt zu einer Fußgängerampel führt, war das Blindensignal an der Ampelanlage Hebelpark nicht zu hören. Beim Überqueren der Ampel vom Meeraner Markt Richtung Aichele-Park ertönt das Blindensignal zeitverzögert, nachdem die Ampel einige Zeit auf Grün stand. Dadurch fehlt Zeit zum sicheren Überqueren. Nur wenige Bushaltestellen sind mit einem Blindenleitsystem ausgestattet. Die hellen Streifen, wie in der nördlichen Basler Straße, bieten Menschen mit Blindenstock eine Führung. Runde Noppen zeigen an, dass ein Richtungswechsel ansteht. Die weiße Farbe bietet zudem ein Kontrast, der für Menschen mit Sehstörungen eine wichtige Orientierung bieten. Auch die Einstiegspunkte sind so markiert. Höhere Randsteine ermöglichen zudem ein leichteres Einsteigen in den Bus. Mit einer Prioritätenliste muss nun endlich der Umbau zu barrierefreien Bushaltestellen samt Zu- und Abgängen in der ganzen Stadt in Angriff genommen werden, fordert SPD-Stadträtin Christa Rufer.

Umfassende Barrierefreiheit ist die Grundlage für eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen in allen Bereichen des täglichen Lebens. Die SPD-Stadträte wollen sich deshalb darum kümmern, dass die aufgezeigten Unzulänglichkeiten nicht nur identifiziert, sondern tatsächlich verbessert werden. Insbesondere soll zukünftig bei jedem neuen Vorhaben die Barrierefreiheit, gleichwertig wie andere Belange, mitberücksichtigt werden betonten Hubert Bernnat, der SPD-Fraktionsvorsitzende und SPD-Stadtrat Horst Simon.